In seiner zweiten Regiearbeit, die erneut in Zusammenarbeit mit Helmut Köpping („Hotel Rock’n’Roll“) entstand, begeistert Tausendsassa Michael Ostrowski in einer wilden Doppelrolle. ‚Lucky‘ Mike Bittini zockt für sein Leben gern. Längste Zeit galt er als verschollen, doch als sein wohlhabender Bruder Sandro ins Koma fällt, tritt der Genussmensch nach mehrjähriger Abstinenz wieder in Erscheinung. Schwägerin Gloria (Anke Engelke) staunt nicht schlecht, als der Trickbetrüger eines Nachts in die vorstädtische Familienvilla eindringt. Beide verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Die Ankunft des Scharlatans stürzt den bourgeoisen Alltag der angeblichen Vorzeigefamilie ins Chaos. Dunkle Geheimnisse kommen ans Licht.
Der neueste Streich der Marke Ostrowski ist ein verspielter Genre-Mix aus Romanze, Kriminalfilm und schwarzer Komödie mit bitterbösem österreichischem Schmäh. Komik und Tragik liegen hier stets dicht beieinander – begleitet von einer Prise Surrealismus. In Nebenrollen amüsieren Hilde Dalik und Simon Schwarz als ungleiches Ehepaar, das ein paar Leichen im Keller hat. Und die nächste Generation Ostrowski ist mit Elisea und Maris Ostrowski ebenso vertreten.
Gedreht wurde der Film im ersten Lockdown 2020 nach dem Drehbuch von Ostrowski und Köpping, die Idee dazu sei ihnen aber schon 2006 zum ersten Mal durch den Kopf gegangen. Zeitlich fällt die Produktion somit auch in die Geburtsjahre der „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“-Trilogie von Regisseur Michael Glawogger, in denen Ostrowski bereits geglänzt hat. Wem „Nacktschnecken“ und „Hotel Rock’n’Roll“ gefällt, wird auch beim „Onkel“ auf seine Kosten kommen. Nebenbei sind auch zahlreiche andere bekannte Gesichter der heimischen Film-, Serien- und Comedyszene zu sehen – beispielsweise Kabarettist Christoph Fritz als staubtrockener Bankberater oder Mechthild Großmann als Glorias Mutter und „Schwiegerdrachen“, die sich wunderbare Wortgefechte mit Mike liefert.
“Nur ein begnadeter Nichtsnutz-Darsteller wie Michael Ostrowski kann eine derart neben allen Konventionen des “guten” Geschmacks liegende Comedy tragen. Anke Engelke, Hilde Dalik und Simon Schwarz unterstützen ihn sichtlich lustvoll (und kongenial) dabei, ein Charakterlustspiel in erstaunlicher Schärfe und unmittelbarer Nähe zu den verqueren Possen des Michael Glawogger (“Contact High”) entstehen zu lassen. In “Der Onkel” steckt alles komödiantisch Wesentliche: Menschenkenntnis, Wortwitz, Pop-Feinsinn, Hipster-Klamauk – und einiges an abgründiger Weltsicht. Einfacher formuliert: Gunther Philipp meets John Waters. Ein Geschenk.” (Stefan Grissemann)