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DIE SIEBTELBAUERN (1997) – im Rahmen des Festival „DER NEUE HEIMATFILM“

Inhalt:

Mühlviertel, irgendwann in den 30er Jahren: Ein Bauer liegt mit durchgeschnittener Kehle vor dem Stall. Die Mörderin wird schnell gefasst, schweigt aber eisern. Laut Testament geht der Hof an die Knechte, „damit sich die Nichtsnutze gegenseitig erschlagen, wenn sie sich drum streiten.“ Doch dazu kommt es nicht. Die sieben Knechte und Mägde bewirtschaften den Hof erfolgreich als „Siebtelbauern“, was bei den alteingesessenen Bauern Neid und Missgunst hervorruft. Bald schlagen die Feindseligkeiten in offene Gewalt um.

„Der Herrgott will, dass alles so bleibt wie es ist und wie es immer war“. Nein, dass ist kein Leitsatz aus dem ÖVP-Parteiprogramm. Wer so spricht, trägt einen kolossalen Schnurrbart und hört auf den Namen Danninger. Der Mann ist ein geldgieriger Großbauer, dem die „Siebtelbauern“ ein Dorn im Auge sind, denn: „Wenn ein Knecht ein Herr sein will, gibts ein Unglück.“

Besagtes Unglück lässt nicht lange auf sich warten: Danninger sieht seine Macht als Großbauer in Gefahr und beginnt, die Dorfgemeinschaft gegen die „Siebtelbauern“ aufzuhetzen.

1998 brachte Stefan Ruzowitzki (genau, der Ruzowitzki, der 2008 den Auslands-Oscar für DIE FÄLSCHER holte) diesen „Alpenwestern“ in die Kinos. Der Erfolg war verhalten – zumindest hierzulande. Eine amerikanische Zeitung hingegen schrieb vom „besten deutschsprachigen Film seit Ende der Siebziger“. Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen.

Wie gesagt, ein Alpenwestern. Und noch einiges mehr: Stefan Ruzowitzki, der auch das Drehbuch schriebt, inszeniert eine hochdramatische Geschichte über Emanzipation, Klassenkampf und soziale Utopien, die in Feuer, Vergewaltigung und Mord enden. Ruzowitzki nimmt Anleihen beim kritischen Heimatfilm (ja, den gibt es !), bei Bertold Brecht, beim Italowestern und sogar beim Surrealismus. Ich sage nur: Die Szene mit dem Elefanten.

Die komplexe Tonspur, irgendwo zwischen Klaviersonaten und Free Jazz, und nicht zuletzt die hochdeutsche Theatersprache machen den Film zu einem artifiziellen Kunstwerk – aber keine Angst: Auch der Unterhaltungswert kommt nicht zu kurz. Ich würde sogar behaupten, dass es kaum einen Film gibt, der die Balance zwischen Anspruch, Kunst und Unterhaltung derart mühelos hinbekommt.

Am Ende gibt’s noch die ganz große Ladung Emotionen – kraftvolles, mitreißendes Kino also, für das ich beinahe die Höchstnote gezückt hätte. Was vielleicht auch persönliche Gründe hat: Dieses bäuerlich-archaische Milieu ist mir keineswegs fremd; vieles in diesem Film hat mich an meine Kindheit in der Kärntner Provinz erinnert.

Stefan Ruzowitzkis dramatischer Alpenwestern: Eine ebenso spannende wie erschütternde Geschichte um sieben „Outlaws“, die sich mit den Mächtigen anlegen und spektakulär scheitern. Vielleicht DER Beweis, dass ernstzunehmende Film-Dramen made in Austria eben doch möglich sind.

(aus „Filmtipps.at“)


Details:

Mit: Simon Schwarz (Lukas), Lars Rudolph (Severin), Sophie Rois (Emmy), Ulrich Wildgruber (Danninger)
Regie:  Stefan Ruzowitzky
Genre: Drama
Länge: 95 Min.
Alterszulassung: ab 14 Jahre
Land: Österreich
Erscheinungsjahr: 1997


Spielzeit: