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HALALELUJA – Iren sind menschlich

Inhalt

Die grüne Insel als Schauplatz einer Kleinstadtkomödie um den jungen Inder Raghdan: Sein geschäftstüchtiger Vater will ihn zum Chef eines Halal-Schlachthofs machen, doch Raghdan hat zwar keinen Plan, aber er weiß immerhin, was er nicht will: Schlachthofmanager werden. Jede Menge Verwicklungen, flotte Dialoge und gute Darsteller machen aus dem Film eine hübsche Culture Clash-Geschichte. Auch wenn dem Drehbuch ein bisschen die Puste ausgeht, ist die warmherzige Völkerverständigungsstory ein geeigneter Gute-Laune-Film fürs Sommerkino.
Bis in den Nordwesten Irlands ist Raghdan vor seinem Vater geflüchtet, der ihn unbedingt verheiraten will. Im beschaulichen Sligo hat Raghdan bei Onkel Jamal und Tante Doreen Unterschlupf gefunden und widmet sich den angenehmen Dingen des Lebens, die im Wesentlichen darin bestehen, dass er mit seinen Kumpels abhängt oder mit Maeve, seiner Freundin, zusammen ist. Doch Vater Amir lässt nicht locker und steht eines Tages vor der Tür, ausgerechnet an Raghdans Geburtstag und kurz nach einem Streit mit Maeve. Das Geburtstagsgeschenk seines geschäftstüchtigen Vaters bringt Raghdan so richtig aus dem Konzept, das er nicht hat: Papa präsentiert ihm eine stillgelegte Großschlachterei, die er zum ersten Halal-Schlachtbetrieb für die muslimische Community in Irland umbauen will. Raghdan soll der Chefmanager werden. Der junge Mann hat sich bisher tatsächlich ziemlich wenig Gedanken über seine Zukunft gemacht, aber immerhin weiß er jetzt, was er nicht will. Doch er beugt sich der väterlichen Autorität angesichts der Tatsache, dass er keine Alternative hat und auf diese Weise wenigstens der Zwangsheirat entgehen kann. Die Verwicklungen häufen sich, als sich herausstellt, dass ausgerechnet Maeves Vater Martin Raghdans Angestellter werden soll. Raghdan muss sich entscheiden zwischen dem Vater und der Tradition und dem schwierigeren Weg, seinem eigenen. Welche Richtung Raghdan wählt, ist nicht ganz unerwartet. Der überraschende Schluss schickt ihn dann in eine vollkommen neue Richtung, sorgt aber zumindest für ein glanzvolles Finale, bei dem alle Parteien zusammenfinden.

Auch Irland globalisiert sich, sogar der stürmische Nordwesten mit seiner grandiosen wilden Landschaft muss sich den Herausforderungen der neuen Zeit stellen. Die Kleinstadt Sligo ist da keine Ausnahme. Dass die katholische Mehrheit eher ablehnend auf die Idee eines Halal-Schlachthauses reagiert, ist zunächst keine Überraschung. Doch wenn es um Arbeitsplätze und damit um Geld geht, kann man schon mal ein paar Vorurteile sausen lassen. Die schönsten Szenen des Films, der sehr locker auf einer wahren Begebenheit beruht, haben mit dem Aufeinanderprallen der Kulturen zu tun. Auf der einen Seite stehen die ziemlich rumpeligen, aber herzlichen Iren, auf der anderen Seite steht – einsam, aber mächtig – Raghdans Vater Amir, der auf den ersten Blick wenig mit dem landläufigen Bild eines gläubigen pakistanisch-indischen Moslems zu tun hat. Er ist ein elegant gekleideter, weltgewandter Typ, eher zurückhaltend und vor allem in Familienangelegenheit sehr seinen Traditionen verhaftet. Doch es geht hier um mehr als um den Zusammenprall von Kulturen und Religionen, und vielleicht haben sich die Filmemacher ein bisschen zu viel vorgenommen. Denn zusätzlich zur Selbstfindungskrise bei Raghdan, der nicht weiß, wohin er gehört, und seinen Kämpfen gegen den Vater und um die Freundin gibt es eine ganze Reihe von kleineren Konflikten, die gelöst werden wollen. Sehr gute schauspielerische Leistungen können kleine Schwächen im Drehbuch immer ausgleichen, wobei die komischsten Szenen dem Aufeinandertreffen der beiden Chef-Machos zu verdanken sind: Colm Meaney spielt den Ex-Manager und Vater von Maeve mit viel Sinn für Komik: In seiner Dankbarkeit über den neuen Job als Schlachthofmanager und in seinem überschwänglichen Wunsch, es den neuen Herren recht zu machen, will er Arabisch lernen und formt aus den Frauen des Schlachtbetriebes eine Bauchtanztruppe. Damit stößt er auf, gelinde gesagt, einiges Unverständnis bei Amir, den Art Malik als autoritären, erzkonservativen Vater und coolen Geschäftsmann darstellt. Richtig gut, sehr komisch, handfest und warmherzig spielt auch Deidre O’Kane, die als Tante Doreen jede Menge Erfahrung im Zusammenleben einer irischen Katholikin mit einem Muslim hat. Nikesh Patel bewältigt tapfer den schwierigen Job der Hauptrolle. Er muss Raghdan als unsicheren Wanderer zwischen den Kulturen darstellen, außerdem als Liebhaber, als Chef, als Kumpel, als Sohn und als Jungen, der eigentlich nicht erwachsen werden will … alles ein bisschen viel, wobei ausgerechnet für ihn wenig Wortwitz im ansonsten komödiantischen Drehbuch vorgesehen ist. Die junge Sarah Bolger spielt sehr frisch und natürlich seine Freundin Maeve. Die gute Kameraarbeit von Mel Griffith zeigt in klaren, kühlen Bildern die landschaftliche Schönheit des irischen Nordwestens ebenso wie die offenkundigen Folgen der Wirtschaftskrise. Ob sich die Probleme für Sligo mit einem Halal-Schlachthof verringern würden, der von einem widerwilligen Manager geleitet wird? Die Antwort darauf gibt‘s im Kino, in dieser warmherzigen, kleinen Sommerkomödie.
(aus „Programmkino.de“)

 


Details

Schauspieler:  Nikesh Patel, Art Malik, Colm Meaney, David Kross, Sarah Bolger, Deidre O’Kane
Regie: Conor McDermottroe
Genre: Komödie
Länge: 95 Min.
Alterszulassung: ab 6 Jahre
Land: Irland, Deutschland
Erscheinungsjahr: 2018

 


Spielzeit