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Kino Katsdorf

BOLERO

Maurice Ravel erhält 1928 von der exzentrischen Tänzerin Ida Rubinstein den Auftrag, eine Ballett-Musik voll Sinnlichkeit und Ektase zu komponieren. Ravel muss seine Komponierhemmung überwinden und beginnt sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, darunter die unmögliche Liebe zu seiner Muse Misia. Die Entstehungsgeschichte jenes Werks, das Ravel zu Weltruhm verhalf: des Boleros.

INHALT:

Biopics „werden dem Bedürfnis gerecht, Einblick in das Privatleben populärer Personen zu nehmen“, heißt es in Reclams Sachlexikon des Films. Diesem Bedürfnis wird seit Beginn des Kinos eifrig nachgegangen – doch nicht immer ist das Ergebnis allzu reizvoll, da etliche Filmbiografien nur an einem Abhaken der wichtigsten Stationen in den Werdegängen der Porträtierten interessiert zu sein scheinen, was in der Verdichtung dann häufig ziemlich banal wirkt. In „Bolero“ über den französischen Komponisten Maurice Ravel (1875-1937) und über dessen titelgebendes Musikstück wird dieser Fehler indes nicht begangen.

Bolero ist ein Film, der mit viel Feingefühl den kreativen Prozess eines Künstlers einfängt, ohne dabei gängige Klischees über weltfremde Genies zu bedienen. In poetischen, wunderschönen Bildern zeigt die Regisseurin Anne Fontaine die Entstehung eines musikalischen Meisterwerks. Der Hauptdarsteller Raphaël Personnaz bringt das leicht entrückte, aber stets aufmerksame Wesen von Maurice Ravel treffend und empathisch zum Ausdruck.

Ravel wird von der renommierten Tänzerin und Choreografin Ida Rubinstein (wunderbar: Jeanne Balibar) damit beauftragt, die Musik für ihr nächstes Ballett zu komponieren. Gut herausgearbeitet wird hier, dass selbst einer begabten Person die Ideen nicht einfach zugeflogen kommen – und dass kreative Eingebungen auch nicht zwangsläufig das Resultat eines exzessiv-hedonistischen Lebensstils sein müssen. Ravel wird als introvertierter, zuweilen gar ein bisschen ungelenk anmutender Mann interpretiert, der wiederum sehr obsessive Züge annehmen kann, sobald der Schöpfungsvorgang Fahrt aufgenommen hat.

Gleich zu Beginn sehen wir in einem Vorgriff, wie Ravel seine exzentrische Auftraggeberin in eine Fabrik einlädt, um dort den Maschinenrhythmen zu lauschen. Es sind die Geräusche des Alltags und der Natur, die dem Maestro letztlich als Inspirationsquellen dienen. Bis er an diesen Punkt gelangt, reflektiert Ravel ausgiebig über seine Vergangenheit – etwa über eine verletzende Zurückweisung als junger Musiker oder über traumatische Erlebnisse als Sanitätsoffizier im Ersten Weltkrieg. Jede (Sinnes-)Erfahrung fließt in das Werk ein.

Darüber hinaus beleuchtet Bolero Ravels Beziehungen zu zwei wichtigen Frauen in seinem Leben: zur älteren Pianistin Marguerite Long (Emmanuelle Devos), die ihn mental unterstützt, und zu seiner engen Freundin Misia Sert (Doria Tillier), zu der sich Ravel auf besondere Art hingezogen fühlt, die aber nicht dem Musen-Stereotyp entspricht. „Ravel schien sich nicht in eine klassische Liebesbeziehung – weder mit Frauen noch mit Männern – einfügen zu können“, meint Fontaine in einem Interview.

Ravel wahrt eine gewisse Distanz zur Welt – und schenkt ihr im Endeffekt ein unsterbliches Kunstwerk. Der Bolero ist angeblich alle 15 Minuten irgendwo auf diesem Planeten zu hören. Eine konventionelle Erfolgsgeschichte wird hier dennoch nicht erzählt. Vielmehr wird deutlich, wie verschlungen die Wege zu einem solchen Werk sein können und wie ambivalent die Emotionen eines Komponisten zur eigenen Schöpfung womöglich ausfallen.

(aus „KINO-ZEIT“)

Die Besetzung des Films ist hochkarätig und vielversprechend. In der Rolle des Maurice Ravel glänzt Raphaël Personnaz, bekannt aus „Die Prinzessin von Montpensier“. An seiner Seite spielt Doria Tillier („Die Poesie der Liebe“) die Rolle der Misia Sert, Jeanne Balibar („Barbara“) als Ida Rubenstein, Emmanuelle Devos („Ein Schweigen“) und Vincent Peres („The Aeronauts“). Die Regie und das Drehbuch stammen von Anne Fontaine, die schon mit „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ beeindruckte.

DETAILS:

Schauspieler: Raphaël Personnaz, Doria Tillier, Jeanne Balibar, Emmanuelle Devos, Vincent Perez
Regie: Anne Fontaine
Genre: Drama
Dauer: 120 Min
Zulassung:  ab 12 Jahre
Land: Frankreich
Erscheinungsdatum: 2025

 

SPIELZEIT:

Donnerstag,    29. Mai              18.15 Uhr  (Saal 2)
Sonntag,            1. Juni              20.15 Uhr  (Saal 2)