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Kino Katsdorf

DANN PASSIERT DAS LEBEN

Hans, der als Schuldirektor kurz vor der Pensionierung steht, bewegt sich für seine Frau Rita eher wie ein Gast in ihrem Leben. Der gemeinsame Sohn ist längst aus dem Haus und die langjährige Ehe der beiden folgt einer eingespielten Routine, bei der Rita den Takt vorgibt. Und wenn es nach ihr geht, gibt es keinen Grund, irgendetwas daran zu ändern. Überhaupt: sie mag keine Veränderungen. Die neuen Fliesen im Bad sind nur der Anfang von etwas, das Rita große Sorgen macht. Auf einmal werden alte Wunden wieder sichtbar. Auf einmal fällt den beiden auf, wie wenig sie über das Leben ihres Sohnes wissen. Auf einmal ist da diese Leere im Leben der beiden. Auf einmal ist nicht mehr klar, ob sie zwei Einzelne oder ein Paar sind. Doch dann passiert das Leben…

INHALT:

Eine seit mehr als 30 Jahre währende Ehe, die zur Routine geworden ist. So beginnt „Dann passiert das Leben“ mit Anke Engelke und Ulrich Tukur. Doch dann bringt ein Unglück den routinierten Stillstand ins Wanken.

Rita und Hans sind seit mehr 30 Jahren ein Paar. Sie arbeitet als Krankenschwester, er ist Schuldirektor. Der einzige Sohn ist schon lange ausgezogen, der gemeinsame Alltag zur Routine erstarrt. Die beiden sind ein Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat.

„Rita und Hans haben, glaube ich, nicht genug gesprochen miteinander“, sagt Anke Engelke, die Rita spielt. „Ich bin mir sicher, dass sie sich interessiert haben für die Gefühle des Gegenübers. Aber kann es sein, dass die sich nicht genug Fragen gestellt haben? Dass die nicht häufig genug über ihre eigenen Gedanken, Gefühle, Sorgen und Freuden gesprochen haben?“

Tragik und Komik liegen hier nah beieinander. Etwa, wenn der Vater den Sohn (Lukas Rüppel) vom Bahnhof abholt und in dem Moment erst realisiert, dass er den Geburtstag seiner Frau am gleichen Tag vergessen hat. Pragmatisch, wie Hans ist, kauft er auf dem Weg ins Restaurant schnell noch eine Badekappe, die er Rita am Tisch auch gleich ausprobieren lässt. Über Gesten, Blicke und Zwischentöne wird hier viel erzählt über das abgekühlte Nebeneinanderherleben in einer langen Ehe.

„Meinen Eltern ist es ähnlich gegangen“, erzählt Ulrich Tukur, der Hans verkörpert. „Die über 60 Jahre verheiratet und ich habe natürlich gesehen, wie die Liebe peu à peu vertrocknete und dann schlussendlich weg war. Bis sie nebeneinander her lebten und sich nichts mehr zu sagen hatten.“

Hans geht in Pension. Bei der Verabschiedungsfeier brechen alte Wunden wieder auf – eine Affäre, die er mit einer Kollegin hatte – die jetzt ausgerechnet auch noch sein Lieblingslied zum Abschied dirigiert. Plötzlich entlädt sich Ritas Bitterkeit.

Dann kommt es zu einem Unfall – mit Rita am Steuer. Mit dem Auto erwischt sie einen Radfahrer, der sofort tot ist. Rita stürzt in eine große Krise. „Jeder geht ja mit einem Trauma anders um“, sagt Regisseurin Neele Vollmar. „Die beiden distanzieren sich noch mehr voneinander. Hans denkt sich, es muss irgendwie weitergehen. Er repariert das Rücklicht. Er will funktionieren. Und Rita ist ganz anders. Die will da rein. Die drückt in die Wunde. Die will wissen: Was war der Radfahrer für ein Mann?“

Rita weiß nicht mehr weiter, die Schuldgefühle bringen sie fast um. Engelke und Tukur spielen so authentisch, dass es schmerzt. Immer wieder geht Rita zur Unfallstelle, hadert mit sich.

Engelkes Wunsch: „Dass schon in Familien aufeinander Acht gegeben wird und man mal nachfragt: ‚Wie geht’s dir eigentlich?‘ Wenn wir da ein bisschen mehr dran arbeiten würden, müssen wir uns über das gesamtgesellschaftliche Miteinander nicht mehr ganz so viele Sorgen machen. Denn das ist ja wirklich gerade im Argen.“

Schließlich wird der Unfall zum Befreiungsschlag. „Dann passiert das Leben“ ist ein schmerzhaft intensiver und entlarvender Film, der bis zum Ende überraschend bleibt.

In den ersten drei Wochen nach dem Kinostart hielt sich „Dann passiert das Leben“ in den Top Drei der Arthouse-Kino-Charts.

(aus „NDR“)

 

DETAILS:

Schauspieler: Anke Engelke, Ulrich Tukur, Lukas Rüppel, Maria Hofstätter, Markus Hering und andere
Regie: Neele Vollmar
Genre: Drama
Dauer: 122 Min
Zulassung:  ab 6 Jahre
Land: Deutschland
Erscheinungsdatum: 2025

 

SPIELZEIT:

Freitag,           5. Dezember            20.15 Uhr  (Saal 2)
Samstag,        6. Dezember            18.15 Uhr  (Saal 2)
Montag,         8. Dezember            20.15 Uhr  (Saal 2)