Im Camper ist es kalt. Und draußen regnet es. Pia Hierzegger schickt in ihrem Regiedebüt drei Freundinnen um die 50 auf einen Roadtrip – vom Wald an den Strand, vom Wohnwagen ins Luxushotel. Humorvoll und wissend erzählt Altweibersommer von einer so bewegten wie oft übersehenen Lebensspanne, in der alte Routinen zur Disposition stehen, die Beziehung zu sich selbst und anderen auf den Prüfstand gestellt wird. Das Licht der Erkenntnis spendet in dieser Komödie die Sonne Venedigs.

Im Camper ist es kalt. Und draußen regnet es. Nein, nach einem gemütlichen Sommerurlaub, wie ihn die drei Freundinnen Astrid (Ursula Strauss), Elli (Pia Hierzegger) und Isabella (Diana Amft) schon seit Ewigkeiten verbringen, sieht es heuer nicht aus. Zumal Elli gerade frisch aus der Chemotherapie kommt und von Astrid wie ein rohes Ei behandelt wird. Erst als ein überraschender, äußerst schwarzhumorig eintretender Tod einen unverhofften Geldsegen beschert, setzen sich die drei in Bewegung, um dem verkorksten Trip wenigstens noch ein bisschen Sonnenschein abzugewinnen. Mit Astrids klapprigem Auto geht es Richtung Italien. Doch bringt der Lido di Venezia wirklich die ersehnte Entspannung?

In ihrem Regiedebüt rückt Pia Hierzegger drei Frauen um die 50 ins Zentrum, die alle schon ein wenig Leben auf dem Buckel haben. Jung sind nunmehr andere, aber zum alten Eisen zählt man sich noch lange nicht. Wissend und humorvoll erzählt Hierzegger von dieser ebenso bewegten wie in Filmen oft übersehenen Lebensspanne. Zwischen Kontrollwahn (Astrid), Lebensunmut (Elli) und dem Verharren in ungesunden Mustern (Isabella) blitzen in Altweibersommer plötzlich ganz neue Optionen für das Trio auf. Vor einer Kulisse, die einem drögen Campingplatz nicht ferner sein könnte, werden die Freundinnen schließlich sich und ihre Beziehung zueinander auf den Prüfstand stellen.

Dabei steht Hierzegger, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, fest an der Seite ihrer Protagonistinnen. Im Film auftauchende Männer kreisen wie Satelliten um die Frauen, markieren lediglich Stationen dieses klugen, warmherzigen Roadtrips. Altweibersommer geht in die Tiefe, ohne bedeutungsschwer zu sein. Und überzeugt mit einem Humor, der daran erinnert, dass das Scheitern an sich selbst nicht nur stinknormal, sondern auch notwendig ist. (Carolin Weidner in „Diagonale“)