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Kino Katsdorf

WUNDERSCHÖNER

Wir kennen sie aus Teil 1: Fünf Frauen verschiedenen Alters hadern mit ihrem Selbstbild und den Ansprüchen, die sie selbst, die Gesellschaft und die (Männer-)Welt an sie stellen. Body Positivity, Selbstakzeptanz und Selbstbestimmung: Alles leichter gesagt als getan, wenn Influencer:innen und Werbebilder einen kaum erreichbaren Schönheitskanon vorgeben. Was ist aus der Mutter Sonja, der 60ig-jährigen Frauke, dem angehenden Model Julie, der feministischen Lehrerin Vicky und der Schülerin Leyla geworden? Die Fortsetzung von Karoline Herfurths erfolgreicher Komödie über den Schönheitsdruck und seine Zwänge begleitet die liebgewordenen Protagonistinnen auf ihrem weiteren Weg zu sich selbst.

INHALT:

Karoline Herfurth (Jahrgang 1984) hat in zahlreichen Werken ihr Schauspieltalent bewiesen, etwa in Caroline Links „Im Winter ein Jahr“ (2008). Mit der romantischen Komödie „SMS für dich“ gab sie 2016 ihr Regiedebüt; drei Jahre später folgte das Roadmovie „Sweethearts“. In beiden Fällen gelang es ihr, für rundum sympathische Unterhaltung zu sorgen. Und auch ihre dritte inszenatorische Arbeit „Wunderschön“ (2022) überzeugte mit Charme und Tiefgang. Nun legt Herfurth ein Sequel zu diesem Film vor: „Wunderschöner“.

Der erste Teil zeigte Frauen unterschiedlichen Alters, die durch familiäre oder freundschaftliche Bande miteinander verknüpft sind. In ihren jeweiligen Lebensphasen befassten sich die Figuren mit Body Positivity – also mit der Überwindung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale – und mit der Auseinandersetzung und Infragestellung von alten Geschlechterrollen und Beziehungsmodellen. In Wunderschöner gibt es mit einigen Protagonistinnen ein Wiedersehen.

Etwa mit der zweifachen Mutter Sonja (gespielt von Herfurth selbst), die in Teil eins mit ihrem Dasein als Hausfrau haderte und deshalb entschied, wieder ins Berufsleben einzusteigen – wodurch es zu Problemen mit ihrem Ehemann Milan (Friedrich Mücke) kam. Inzwischen lebt das (Ex-)Paar getrennt. Gemäß dem Nestmodell bleiben die zwei Kinder der beiden immer in derselben Wohnung, während die Elternteile abwechselnd zu ihnen ziehen. In einer Therapie sprechen Sonja und Milan über ihre Erfahrungen – und sollen dabei ihre eigenen Schattenseiten sowie die Lichtmomente des Gegenübers erkennen. Hat ihre Ehe womöglich noch eine Chance?

Ebenfalls wieder mit dabei ist Sonjas beste Freundin, die freigeistige Kunstlehrerin Vicky (Nora Tschirner), die am Ende von Wunderschön ihre Single-Existenz aufgab, um eine Beziehung mit ihrem Kollegen Franz (Maximilian Brückner) zu starten. Der hat sich nach einem Konflikt jetzt allerdings erst mal in die Berge verzogen. Vicky widmet sich vorerst ganz ihrem Kurs während der Projekttage an ihrer Schule zum Thema „Die Unsichtbarkeit der Frau in der Historie“. Dabei bringt sie die selbstbewusst auftretende Jugendliche Lilly (Emilia Packard) zum Nachdenken: Ist die Schülerin in der aktuellen Gesellschaft wirklich so frei und selbstbestimmt, wie sie glaubt? Lillys Bruder Julian (Albert Lichtenstern) nimmt derweil eher widerwillig an einem Kurs über toxische Männlichkeit teil.

Während mit Milans Schwester, der einstigen Model-Anwärterin Julie (Emilia Schüle), die gerade einen Job als Aufnahmeleiterin einer Fernsehshow der Moderatorin Regine (Anja Kling) begonnen hat, noch eine weitere Rückkehrerin aus Teil eins im Zentrum steht, etabliert das Drehbuch, das Herfurth zusammen mit Monika Fäßler geschrieben hat, mit Lillys und Julians Eltern zwei sehr spannende Neuzugänge. Philipp (Godehard Giese) ist als Finanzsenator tätig; Nadine (Anneke Kim Sarnau) geht in ihrer Rolle als High-Society-Lady auf. Doch als sie durch die Journalistin Zarah (Jasmin Shakeri) erfährt, dass sich ihr Gatte mit der Sexworkerin Nadja (Bianca Radoslav) getroffen hat, gerät die vermeintlich heile Welt ins Wanken.

Das Skript und die Inszenierung schaffen es, lockere und ernste Themen stimmig zu verbinden. Auf audiovisueller Ebene waren Herfurths bisherige Werke, so auch die Familien-Tragikomödie Einfach mal was Schönes (2022), die zwischen Wunderschön und Wunderschöner entstand, etwas origineller; bildsprachlich fällt diesmal alles eher routiniert aus. Dramaturgisch wird indes sogar noch eine Steigerung erzielt. Zum einen werden die zwischenmenschlichen Beziehungen aus Teils eins feinfühlig fortgeführt und ausgebaut – etwa die Freundschaft zwischen Sonja und Vicky, das enge Geschwisterverhältnis zwischen Milan und Julie oder die kriselnde Ehe zwischen Sonja und Milan.

Zum anderen wartet die Geschichte mit Wendungen auf, in denen vor allem (weiblicher) Solidarität eine große Bedeutung zukommt. Mit der TV-Persönlichkeit Regine, die wenig von #MeToo hält, und Nadines Kreis an ebenfalls wohlhabenden Freundinnen, die über andere Frauen herziehen, befasst sich der Film auch mit internalisierter Misogynie und bietet einen facettenreichen Blick auf patriarchale Strukturen. Herfurth liefert Unterhaltungskino, das seine relevanten Themen trotz der Zugabe von leichten Momenten niemals banalisiert.

DETAILS:

Sauspieler: Karoline Herfurth, Anneke Kim Sarnau, Emilia Schüle, Emilia Packard, Nora Tschirner, Julian Gorsanski, Coco Carjell, Godehard Giese, Friedrich Mücke, Maximilian Brückner, Malick Bauer, Samuel Schneider, Jörg Witte, Paul Boche, Bianca Radoslav
Regie: Karoline Herfurth
Genre: Komödie, Drama
Dauer: 138 Min
Zulassung:  ab 12  Jahre
Land: Deutschland
Erscheinungsdatum: 2025

 

SPIELZEIT: